Nachhaltige Landwirtschaft statt industrielle Agrarproduktion

20140508_190920_resized - KopieEdermünde-Holzhausen. Zur Europawahlveranstaltung der KVs Kassel-Land und Schwalm-Eder mit Martin Häusling MdEP fanden sich am 8. Mai über 30 Personen im Dorfgemeinschaftshaus in Edermünde-Holzhausen ein. In der Veranstaltung mit dem Titel „Nachhaltige Landwirtschaft statt industrielle Agrarindustrie“ führte Martin Häusling aus, dass die Agrarpolitik in Europa der einzige gemeinschaftliche Sektor ist, der zentral in Brüssel für alle Mitgliedsländer geregelt wird. Ein Gesamtbudget von 50 Mrd. Euro wird für die Mitgliedsländer verwaltet. Die Bundesrepublik zahlt 7 Mrd. Euro ein und erhält 5,4 Mrd. Euro an Fördergeldern für die Landwirtschaft und die Stärkung des ländlichen Raumes zurück (u.a. LEADER-Programm).

Viele strukturelle Förderungen konnten bereits auf den Weg gebracht werden, aber noch immer werden große Betriebe bevorzugt, d.h. je größer ein Betrieb ist, desto mehr Fördergelder erhält er. Die Fördermittel sind für die Landwirtschaft zur festen Betriebsgröße geworden, viele Betriebe könnten ohne diese Mittel nicht existieren. Dies gilt gleichermaßen für Groß-, Mittel- und Kleinproduzenten.
Die Produktion von immer größeren Mengen wird bei vielen Betrieben als Möglichkeit gesehen, die Einnahmen zu erhöhen. Aber die Folge ist, dass die Preise weiter sinken! Zudem führt die anhaltende Intensivierung in der Landwirtschaft zur Verarmung der Böden und höherem Düngemittel- und Pestizideinsatz. Hieraus resultiert eine Nitrat- und Phosphatanreicherung des Grundwassers, die mit aufwändigen Wasserreinigungsanlagen wieder reduziert werden muss. Die Kosten zahlt die Allgemeinheit.
Mehr als 50 Prozent der landwirtschaftlichen Produkte werden derzeit nicht vermarktet, weil sie den „Qualitätsmaßstäben“ des Einzelhandels nicht gerecht werden (zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, etc.). Abhilfe könnten hier regionale Vermarktung, Verarbeitungskettten und Direktvermarktung bringen, die außerhalb dieser Vorgaben agieren können. Eine weitere Möglichkeit höhere Preise zu erzielen, ist die Produktion von qualitativ hochwertigen Produkten aus biologischem Anbau.
Eine Forderung von Martin Häusling betraf die Notwendigkeit der Transparenz bei Brüsseler Entscheidungen. Nach seiner Ansicht sollte veröffentlicht werden, wer wie viel Fördergelder erhält.
Nach Vorstellung der Grünen sollte es außerdem eine Kappungsgrenze der Förderung von maximal 100 T Euro pro Betrieb geben. Derzeit liegt die Grenze bei 300 T Euro, die wiederum den Großbetrieben zu Gute kommt.
In Bezug auf das geplante Freihandelsabkommen mit den USA kritisierte Häusling, dass die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfinden und die europäischen Parlamentarier keinerlei Informationen erhalten. Befürchtet werden gravierende Auswirkungen auf unser Leben und unsere Umwelt, denn Wasserprivatisierung, Fracking und die Aufhebung der geltenden Chemikalienverordnung könnten bei einem Abschluss möglich sein. Häusling tritt für einen Verhandlungsstopp und einen transparenten Neubeginn mit umfassenden Beteiligung der Parlamentarier ein.
Zum Thema Massentierhaltung führte Martin Häusling aus, dass die Entwicklung der Geflügelgroßbetriebe sich derzeit von Niedersachsen nach Hessen ausbreitet. Es gäbe das sogenannte Phänomen der „Spiegelställe“, d.h. ein vorhandener Betrieb, der derzeit 20.000 Masthähnchen hat, wird in absehbarer Zukunft eine Genehmigung für 40.000 beantragen, also eine Spiegelung des Stalls!
Auch auf den Antibiotikaeinsatz ging Häusling ein. Es werden sogenannte „Turbohähnchen“ produziert, die in 30 Tagen ihr Verkaufsgewicht erreichen. Ein Gewicht, für das sie unter normalen Umständen dreimal so viel Zeit benötigen. Von den dreißig Tagen stehen sie 10 Tage unter Antibiotika! Der Einsatz von Antibiotika in der Geflügelzucht ist mit ca. 1.700 t/Jahr höher als die Menge, die für Personen in der gesamten BRD gebraucht wird!
Bezüglich der aktuell geplanten Zulassung des Genmais 1507 (vierfach veränderte Gene) schreitet die Entwicklung voran, denn mittlerweile wird bereits an einem achtfach genverändertem Mais geforscht. Es hat sich in der Anwendung von Genmais und Gensoja gezeigt, dass die erwartete Reduzierung der Kosten für Bodenbearbeitung und Pestizideinsatz nicht eingetreten ist. Ganz im Gegenteil, Insekten haben Resistenzen entwickelt und sind wieder auf dem Vormarsch. Das hat dazu geführt, dass die althergebrachte Fruchtfolge nun wieder propagiert wird!