Europa und die Landwirtschaft – was muss sich ändern?

Frühlingsfest am 27.04.2024 zur Europawahl (09.06.2024)

Zu diesem Thema lud der Bündnis‘90/Die Grünen Ortsverband Fuldatal gemeinsam mit dem Grünen-Kreisverband Landkreis Kassel alle interessierten Bürger:innen herzlich in die Schneeganshütte der Simmershäuser Vereine und Verbände ein. Die bis zu 60 anwesenden Gäste wurden mit lokalen Leckereien versorgt: Dank den Produkten des Bioladens Kerngehäuse, des Hofs Jütte und der Bäckerei Hamenstädt war für jeden Gaumen etwas dabei. Dank vielen ehrenamtlichen Helfer:innen und strahlendem Sonnenschein konnte ein Frühlingsfest zur Europawahl im Kontext der 950-Jahr-Feier des Ortsteils Simmershausen und zum 40-jährigen Bestehen des Kreisverbandes gefeiert werden.

Buffett aus verschiedenen Suppen und Getränken

Gut gestärkt begrüßten unser Ortsverbands-Vorsitzender Johannes Ulbrich, unser Fraktions­vorsitzender und Moderator Thomas Ackermann zusammen mit den Kreisverbandsvorsitzenden Katja Schöne und Juri Stölzner drei Experten aus der Land­wirtschaft: Thomas Bouwman, Gutsverwalter von Gut Winterbüren in Rothwesten, Martin Häusling, Mitglied des Europäischen Parlaments und agrarpolitischer Sprecher für die Grünen/EFA, und Jörg Kramm, Kreislandwirt und Vorsitzender des Gebietsagrar-Ausschusses aus Grebenstein (von rechts nach links, Moderator Thomas Ackermann ganz rechts).

Podiumsdiskussion

Die drei Podiumsteilnehmer erarbeiten im gemeinsamen Gespräch wesentliche Probleme der Landwirtschaft:
Die Globalisierung sorge für zunehmend stärker schwankende Verkaufspreise und national-konservative Bestrebungen wie der Brexit würden die Abnahme von Nischenprodukten erschweren. Die Lücke füllten die Agrarsubventionen der EU – diese kämen jedoch nur für entstehende Verluste auf und werden nach Fläche berechnet, wodurch gerade kleine Landwirte immer abhängiger von den Subventionen würden. Gleichzeitig dauere es mehrere Jahre, bis eine Umstellung der ausgebrachten Saat im wahrsten Sinne des Wortes Früchte trüge – zu träge, um auf dem Welt­markt zu reagieren. Hier stützt die EU mit einem wesentlichen Teil ihres Haushalts die Landwirte von Zypern bis Irland.

Ökologische und Tierwohl-Vorgaben stünden nicht im Kern des Problems, hier ist sich der Diskussionstisch einig. Keiner möchte die Uhr um 40 Jahre zurückdrehen und beispielsweise die Käfighaltung von Geflügel wieder einführen. Viele Landwirte der Region würden von sich aus ökologische Initiativen organisieren, Flächen stilllegen und Wildblumen ausbringen, was die Biodiversität bereits fühlbar gesteigert habe. Doch die zentral aus Brüssel vorgegebenen Anforderungen, welche von Finnland bis Portugal gelten müssen, würden für Handlungen sorgen, die lokal oft nicht sinnvoll sind. Die Region wünscht sich mehr Spielraum in der Ausführung. Gewissermaßen landwirtschaftliche Auftragstaktik.

Die große, einfache Lösung blieb trotz gutem Wetter und angeregter Unterhaltung erwartungsgemäß aus. Beim zentralen Brückenpfeiler auf dem Weg zur Lösung sind sich alle einig: Wir müssen wieder mehr miteinander reden und einander zuhören, weniger den Unmut gegeneinander auf die Straße tragen. Das macht die Demokratie aus und stärkt sie. Die Diskussion und dieser Bericht schließen mit einem Appell für Europa: Gehen Sie am 9. Juni demokratisch wählen!